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BIWALO Hoerspielmuseum |
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MEIN ERSTES HÖRSPIEL |
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ein Mikrofonstativ hatte ich nicht. Das Mikrofon steckte in einem alten Saumabrunder Foto: R. G. Knuth |
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»Milli – der Star« Im ARD Nachmittagsprogramm gab es die bearbeitete Fassung von »Komische Geschichten mit Georg Thomalla«. Die Episode die ich sah spielte vor Zuschauern im Saal des Funkhauses in Baden Baden. Thomalla, den die Jüngeren vielleicht aus seinen »Krachbum« Filmen kennen, spielte kleine Alltagsszenen, zu denen er -Tommi genannt - dann ein paar Sprüche los ließ. Eine harmlose kleine Sendung, die laut der TV-Zeitschrift »Hör Zu« sehr dem Zuschauergeschmack entsprach, allerdings wenig später eingestellt wurde. Und ich sann darüber nach wie man das noch verbessern konnte. In dem Sendesaal des Funkhauses ab es einen verglasten Balkon, wo die Technik und die Regie saß. Es müßte doch witzig sein, wenn es Dispute zwischen Tommi und dem Herrn von der Regie gab. Tommi wollte ich umbenennen in Milli und der Herr aus der Regie sollte Ottokar heißen.
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heutzutage ist es mir peinlich, aber irgendwie muste es doch losgehen |
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Ich plante noch mehr. Milli sollte Verwandtschaft bekommen und fleißig von dieser erzählen. Ebenso von seiner hilfsbereiten, aber neugierigen Nachbarin. Die Anfangsmusik borgte ich mir bei Giorgio Moroder »Son of My Father«. Die »Dankeschön« Schlußmusik von der Peter Alexander Show und von dort auch den Applaus. Was mir fehlte war die Story. Ich war 12 Jahre alt und durchforstete die damals karge Fernsehzeitung nach brauchbaren Sachen. Schließlich stieß ich in einem Lexikon auf einen Artikel in dem es hieß: In einem Film oder Hörspiel dreht sich die Geschichte immer darum, daß die Akteure etwas erreichen oder bewahren wollen. Also kam ich auf die Idee gleich zu Beginn einen Zwischenfall zu schreiben, der Milli seinen Job kostet. Er versucht sich in verschiedenen Jobs, bis er wieder beim Rundfunk landet. Das ist ein Stoff für ein Drama, nicht für Comedy a la Thomalla. Aber woher soll das ein 12jähriger frühreifer Knabe wissen?
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»Wer sich nicht scheut Fehler zu machen und sie später zuzugeben ist groß...« heißt es schon in einem Drama von Friedrich Schiller
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Schließlich die Aufnahme: Das Mikrofon steckte in einem ehemaligen Saumabrunder, das Überspielkabel burmmte und die Zwischenmusiken, die ich »Musikblenden« getauft hatte, wurden nun per Mikrofon vom Lautsprecher des Kassettenrekorders abgenommen – Blasmusik (Mitschnitt von Radio DDR 1).- Klar, ich spielte alle Rolllen selbst. Milli bekam meine eigene Stimme, Ottokar näselte und die Großtante redete brüchig, während der Intendant wie ein Feldwedel brüllte. - Nach mehreren Stunden werkeln war das Epos 24 Minuten lang und ich setzte mich in die Badewanne. Das hinderte mich am frühzeitigen Abschalten.
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zum Hörspiel hören in die Badewanne |
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»Milli der Star – der Olle von da oben« war das grauenhafteste Stück, was ich je gehört hatte. Ich verfluchte die Welt, mein Stolz gebrochen. Nie, mehr schwor ich mir, würde ich ein Hörspiel aufnehmen. - Der Vorsatz hielt 14 Tage. Dann war Thomalla wieder im Fernsehen. Dieses Mal schnitt ich die Sendung per Tonband mit und ich schrieb einiges wortwörtlich ab. Thomalla redete von Krankheiten und allerlei Möglichkeiten diese zu bekämpfen. Was er sagte war sehr lustig und ich entschied mit einigen Wortänderungen es noch einmal zu versuchen. Noch bevor ich anfing kamen mir ein paar weitere Ideen: Milli konnte zur Nachtapotheke gehen und auf einen »alten Hasen« Treffen, der hatte ein Buch dabei »Kleine Eingriffe selbst gemacht, von Dr. Dr. Klinger« Gut, die Dialoge waren weit davon entfernt perfekt zu sein, doch so langsam kam Schwung in die Sache. Das Hörspiel »Millii – Krankheiten« habe ich viele Jahre später neu aufnehmen müssen. Als ich das Skript nochmals las war ich sehr erstaunt. Es gab keinen einzigen Grund an dem Skript etwas zu ändern.
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Ich verfluchte die Welt! Ich hatte so ein tolles Tonbandgerät und nun dieses Disaster! |
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Ich schrieb damals ungefähr 12 »Milli«-Stücke, von denen ich weniger als die Hälfte aufnahm. Ich hatte was gelernt: Erst musst Du schreiben können, dann erst kommt die Aufnahme.
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schreiben, schreiben, wieder umschreiben und nochmals ändern |
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Vorsichtig begann ich herumzuexperimentieren. Immer wieder zeichnete ich TV-Sendungen mit dem Tonband auf (günstige Videorecorder gab es noch nicht). Dann übte ich Dialoge schreiben. Es war aufregend: John Steed und Emma Peel befragten einen Verdächtigen ganz anders, als Hauptmann Fuchs der Volkspolizei beim »Polizeiruf 110« (DDR Fernsehen). Nicht vergleichbar mit Erik Ode, im ZDF, in der Reihe »Der Kommissar«. Perfekt war auch die Stimme von »René Deltgen« als »Paul Temple« in verschiedenen Hörspielen im RIAS. - Zu jeder Figur gab es die passende Stimme, aber auch eine bestimmte Wortwahl. Lange Zeit leitete ich Fragen mit »Sagen sie« ein, wie es Leutnant Vera Arndt im »Polizeiruf 110« tut. - Jede Rolle sollte genau durchgezeichnet werden, auch bei Komödien. Wortwahl und Stimme erzeugen beim Hörer ein bestimmtes Bild. Wenn jetzt noch die richtigen Partner beim Dialog zusammenkommen haben wir ein perfektes Stück.
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Das Markenzeichen: »Entschuldigen sie, Sir, aber ich habe da noch eine Frage...« |
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