BIWALO Hoerspielmuseum








MUSIK IM HÖRSPIEL










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Um 1980 gab es Keyboards zu kaufen, die es zuließen, dass man Ton für Ton spielte und dann erst mit zwei Tasten das Tempo anpasste. Ich erwarb ein solches Gerät, fest überzeugt davon, dass ich jetzt alle Musiken für die Hörspiele selber machen konnte.

Nun, Musik machen gehört eher nicht zu meinen Begabungen, das habe ich inzwischen gelernt. So langsam weiß ich warum mir unser Musiklehrer – ein begeisterter Jazzmusiker der für viele Krimis die Musiken schrieb, stets mir nur eine Triangel in die Hand drückte, oder Bongotrommeln.

Nein, perfekte Musik für ein Hörspiel ist nicht leicht zu bekommen, vor allem wenn man die »Schallplattenindustrie« umgehen will. Ich habe früher einfach Titel aus der aktuellen Hitparade eingebaut, doch bei der »Restaurierung« der Hörspiele wollte ich das ändern und griff auf gemafreie Musik aus dem Internet zurück. Gerade das »free music archive« hat mir da gute Dienste geleistet. Da gibt es zwar viel Schrott, aber auch viele tolle Überraschungen. Selbst der öffentlich-rechtliche RBB greift auf das FMA-Archiv für Kurzvideos auf »RBB24.de« zurück.


Kein Beethoven oder Vivaldi im Freundeskreis? kein Problem









Doch die Frage ist stets, soll überhaupt Musik in ein Hörspiel? Ich habe Stücke geschrieben, die dramatisch so dicht sind, dass keine Musik hineinpasst. Doch ich glaube nach zwei Szenen haben die Hörer eine »Musikblende« verdient, die zwischen 30 und 70 Sekunden lang sein darf.

In meinen ersten Hörspielen stand 3 Minuten Zwischenmusik - das ist wirklich zu lang. Daher sollten wir nur Musiken verwenden die sich kürzen lassen.




lang kann langweilig werden








Manche Szenen brauchen eine Hintergrundmusik. Im Café oder Supermarkt lasse ich sie weg, aber bei der Fahrt im Auto passt es gut, wenn da ein Radio zu hören ist. Dabei kann es ungewollt zu Pannen kommen. So fuhr die gute Kitti mit ihrem weißen Hasen mit Volldampf einen Oltimer und es dudelte (angeblich) Hessen Drei - die Servicewelle aus Frankfurt, doch die Musik stammte von »Ton, Steine, Scherben« und hieß »Keine Macht für Niemand«. - Kein Problem. Kitti fragte nur lautstark »Wer soll da keine Mark kriegen?« - Sowas nennen wir einfach Jugendsünde.

Verwendet habe ich schon alles, Kirchenchöre, einen Kinderchor von den Fidschi-Inseln, Blasmusik der NVA, Punkbands. Ich habe ungefähr 80 Lieblinge, die fast immer passen - und sie sind Gemafrei und kaum bekannt.


Hintergrundmusik







Zwei Musiken kommt eine besondere Bedeutung zu:

Die Anfangsmusik und die Schlußmusik. Der schönste Krimi im Deutschlandfunk wurde stets am Schluß verdorben, wenn ein Sprecher ohne Musikuntermalung die Sprechernamen vorlas. Dabei gab es im TV so ein schönes Beispiel bei der ZDF-Hitparade. Der Moderator ließ die Schlußmusik laufen und sprach dazu im Schnelldurchlauf die Namen aller Mitwirkenden. - Das versuche ich bis heute genauso hinzukriegen.

Jedes Stück braucht eine Schlußmusik. Und zumindest jede Sendereihe eine wiedererkennbare Anfangsmusik. Die nicht unbedingt am Anfang liegen muß. Erst eine Auftaktszene und dann die Anfangsmusik, so gefällt es jedenfalls mir am Besten.



die Anfangsmusik sorgt für den Wiedererkennungswert







Zum Schluß noch ein Geständnis. Ich habe fast alle Absagen meiner Hörspiele selbst gesprochen und ich nenne jede Stimme die mitwirkte mit ihrem Namen:

»...und hergestellt wurde diese Produktion in den Studios der Tonboutique...«

Noch ganz gefangen von der Prosa ist vielleicht die beste Erklärung dafür, denn »die Studios der Tonboutique« gibt es nicht und hat es nie gegeben. Die Stücke entstehen meist an jenem Ort wo ich eine kleine TV-Sendung fürs lokale Fernsehen schneide.

Ein echtes Tonstudio habe ich mir bereits 1983 mit älteren Geräten eingerichtet. Es befand sich West 30th Street, in New York City und diente zeitweise der Hörspielaufnahme. 2022 zog es nach Dania Beach, in Florida. Dort nutzen es Künstler die auf einen »alten Klang« Wert legen. Ein Fozzybär passt auf die Geräte auf.


Ich habe ein Tonstudio...






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